(Erfahrungsbericht, m)
„Wir haben es am Anfang unserer Beziehung sehr langsam angehen lassen – mit ganz viel sich tief in die Augen schauen und liebevollen Berührungen."
[erste Phase Bindungsaktivitäten, Anm.]
„Meine Freundin und ich probieren seit vielleicht 4 Monaten nicht-orgasmischen Sex aus und haben es auch schon ab und an vermasselt. Wir sind beide Twens und sind seit ungefähr 6 Monaten zusammen. Wir haben unsere Beziehung sehr langsam angefangen. Wir hielten stundenlang Augenkontakt und zwar wörtlich! Und berührten und streichelten uns gegenseitig sanft an den Armen oder dem Bauch. Oder wir berührten gegenseitig unsere Füße unter dem Tisch, wenn andere dabei waren. Die Dinge haben sich weiterentwickelt und wir haben angefangen uns zu küssen, mit noch mehr Streicheln und Berühren, während wir im Bett lagen. Jeden Nachmittag sind wir nach der Arbeit losgerast, um ein paar Stunden lang zusammen zu sein. Ich habe es damals nicht gewusst, aber wir haben so ziemlich einige der Austauschübungen gemacht. (kurz erklärt: die Exchanges oder Austauschübungen sind eine Reihe von 21 spielerischer liebevoller Aktivitäten für Paare, ein System für den Übergang zu Karezza und diese Aktivitäten findet man im Buch „Das Gift an Amors Pfeil“)
Langer Rede kurzer Sinn: Wir hatten wundervolle Erfahrungen gemacht und ich wurde im Liebesspiel nach und nach besser, weil ich einige Richtlinien entwickelte. Und jetzt finde ich es einfacher, zu meinen tierhaften Gedanken „Nein, danke“ zu sagen, selbst wenn mich eine nackte geile Frau zu reizen versucht. Hier die Regeln, die ich für mich einhalte – ich weiß, wie offensichtlich manche davon erscheinen, aber es ist SO leicht für das animalische Gehirn sich einzuschalten und so leicht für den Verstand faul zu akzeptieren, was der animalische Teil tut. Diese Regeln geben mir klare Vorgaben:
[zweite Phase "Bindungs"-Sexualität, Anm.]
1. Beginne mit der „Scheren“-Stellung.
Ich konnte nicht glauben, dass es so lange gedauert hat, bis wir die Scheren-Stellung ausprobiert haben. Monate der Frustration und des Kampfes, um die vollkommene Stellung zu finden, bei der wir beide entspannt und ich tief genug sein kann. Und diese Stellung war die ganze Zeit in dem Buch! Es ist wichtig für mich, während der ersten Minuten still zu liegen, und wenn meine Arme mein Gewicht bei der Missionarsposition tragen müssen, hilft mir das überhaupt nicht. Ich empfehle die Scheren-Position besonders. Verglichen mit traditionellen Positionen wie der Missionarstellung hält sie einen auch irgendwie davon ab, sich zu bewegen. Man kann vollständig entspannt sein, was mir sehr dabei geholfen hat, den Orgasmus im Zaum zu halten.
2. Sehr wenig Bewegung, keine tiefen Stöße.
Ich wiederhole es nochmal: Keine tiefen Stöße! Es ist so leicht für das animalische Gehirn die Kontrolle zu übernehmen. Manchmal gibt es ein echtes Bedürfnis etwas tiefer zu dringen, aber versuche eine Pause zu machen, bevor du das machst, um dich zu fragen, WARUM du das tun willst. Wenn es nur wegen des angenehmen Gefühls ist, vergiss es! Zentriere dich wieder auf die Bewegungslosigkeit und erinnere dich daran, dass das Ziel großzügiges Geben ist, und nicht, zu versuchen, etwas für sich alleine abzuräumen.
3. Keine Hinaus- und Hineinbewegung. Außer vielleicht für das anfängliche Eindringen.
Dieser Punkt ist ein weiterer sehr offensichtlicher. Und behalte im Kopf, dass die Dinge mit einem einzigen Moment von tierhafter Bewegung schnell umkippen können.
4. Vermeide es, erregende Stellungen zu benutzen
Kein Liebesspiel von hinten! Es macht Spaß, verschiedene Stellungen auszuprobieren, aber für mich ist jegliches von hinten zu riskant. Es gibt irgendeinen Auslöser in meinem Gehirn, der beim „von hinten Nehmen“ ausrastet. Tu es einfach nicht. Ernsthaft.
5. Keine sexuellen Gedanken, um in Stimmung zu kommen.
Keine sexuellen Gedanken, um eine Erektion hervorzurufen. Es ist merkwürdig, wie lange mir diese Gewohnheit erhalten blieb. Es ist so offensichtlich fehlgeleitet, aber wenn ich meine Erektion zu schnell verloren habe, dann habe ich mich dabei ertappt, wie ich mit sexuellen Gedanken versucht habe, sie wiederzubekommen. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie das Tierhafte dem Partner sexuell gefallen möchte. Du solltest ganz einfach auf deinen Körper hören und abwarten. Die Menge von sexueller Energie, die man hat, variiert und die Erektion wird kommen und gehen. Erzwinge sie nicht.
5. Höre auf deinen Körper
Ich habe den Druck gespürt weiterzumachen, selbst wenn mein Körper aufhören will. Dabei geht es wieder einmal darum, dem Partner sexuell zu gefallen. Aber wenn dein Körper aufhören will, sag es deinem Partner und dann – vielleicht nur ein paar Minuten später – kann man sich wieder verbinden, wenn ihr beide bereit seid. Wenn ich zu lange weitermache, gibt es einen sehr deutlichen Wechsel von harmonischer Ruhe hin zu Geilheit. Und plötzlich wird sich das animalische Gehirn wieder anschalten. Man muss sehr entschlossen sein, um wirklich aufzuhören - und daran denken, dass der Partner Verständnis haben wird.
Auch wenn dein Körper nicht reagiert, egal ob der männliche oder weibliche, dann akzeptiere einfach, dass jetzt gerade nicht der richtige Zeitpunkt ist und warte. Sei ehrlich und sag deinem Partner, wenn du nicht weitermachen willst. Setz dich nicht unter Druck.
Das sind also meine Regeln und in den letzten paar Wochen hat es sich endlich so angefühlt, als hätte es einen echten Fortschritt gegeben. Allein schon mit der Scheren-Stellung anzufangen, hat ganz enorm geholfen.
Unser Liebesspiel dauert normalerweise ungefähr zwei Stunden, manchmal länger. Ich bin absolut überzeugt, dass das die bessere Art ist, Liebe zu machen.“