Wir wissen aber, dass der Mensch einer zweifachen Liebe fähig ist,nämlich der göttlichen, welche aller Selbstliebe entgegen, und der Selbstliebe, welche aller göttlichen Liebe entgegen ist.
Nun fragt es sich: So jemand den Akt der Zeugung begeht, welche Liebe war da der Beweggrund, die Eigenliebe , unter deren Botmäßigkeit auch jene Genusssuchtsteht, oder die göttliche Liebe, welche nur mitteilen will, was sie hat, ihrer selbst gänzlich vergessend?
Sehet, wir sind jetzt schon ziemlich dem eigentlichen Hauptkerne auf der Spur.
Damit uns aber die Sache völlig klar wird, müssen wir uns auch mit dem Begriff „Unkeuschheit“ näher vertraut machen.
Was ist Keuschheit, was ist Unkeuschheit?
Keuschheit ist derjenige Gemütszustand des Menschen, in welchem er aller
Selbstsucht ledig ist, oder in dem er rein ist von allen Makeln der Eigenliebe.
Unkeuschheit ist derjenige Gemütszustand, in welchem der Mensch nur sich selbst berücksichtigt, für sich selbst handelt und
seinen Nebenmenschen, besonders in Berücksichtigung des Weibes, gänzlich vergisst.
Die Selbstsucht aber ist nirgends schmählicher, als wie gerade bei dem Akte, wo es sich um die Fortzeugung eines Menschenhandelt.
Warum denn?
Die Ursache liegt am Tage.
Wie der Grund, wie der Same, so auch die Frucht Ist göttliche Liebe, also die Keuschheit der Same, wird auch die eine göttliche Frucht zum Vorschein kommen; ist aber die Eigenliebe, Selbst- und Genusssucht, also der unkeusche Zustand des Gemüts der Same, welch eine Frucht wird da hervorgehen?“
Dieses Keuschheitsgebot (das 6. Gebot) gilt für alle Menschen.
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