#1

Pornosucht meines Freundes

in Kann man nach Pornographie oder Selbstbefriedigung süchtig sein?? 03.12.2014 12:57
von bumblebee29 • 4 Beiträge

Hallo,

über google bin ich auf dieses Forum gekommen. Ich bin mit einem sehr lieben Mann zusammen. Doch allerdings gibt es ein Thema, welches mich auffrisst. Und ihn scheinbar auch: Pornos, Bilder, Fantasien.

Ich möchte zuerst seine Seite schildern: Er begann mit 13, 14 Jahren den Kontakt mit Pornos zu haben. Er sagt selbst, es war viel zu früh. Sein erster Porno war von Gina Wild "Jetzt wirds schmutzig", dieser Film hängt ihm, wie auch G.W. selbst, bis heute nach. Er sagt, es ist eine Sucht. Er leidet darunter, schützt diesen "Bereich" von ihm tlw. und tlw. redet er offen darüber. Wenn es beginnt weh zu tun, oder ihm unangenehm zu werden, schützt er diese "Seite". Er war lange "Single", hat seine Traumfrau gesucht (netter weise bin ich das ;)), und hatte auch mit mir den ersten Sex. Es war himmlisch...wie ein Traum. Lange habe ich nicht gebraucht um zu merken, dass da bei ihm mehr dahinter steckt. Er sagt, ganz oft sei es so, als wolle man als Kind unbedingt den Schokoriegel haben, den die Eltern nach oben gelegt haben. Das man diesen "Riegel" unbedingt haben möchte. Heute erzählte er mir, er würde (auf einer Skala von 1 bis 10 nannte er die 6) beim Sex mit mir immer wieder Filmsequenzen "sehen". Das traf mich. Ich versuche ihn zu verstehen. Weiß wie es ist, wenn man mit einem Suchtverhalten (hatte sehr lange Sportbulimie, die ich aber erfolgreich abgelegt habe) zu leben hat. Es dreht sich tlw. wirklich nur noch darum. Ihm geht es besser, wenn er mit mir redet und ich finde, es zeugt von großem Vertrauen. Ihm fällt dann immer ein Stein vom Herzen, aber mein Steinhaufen wird größer und ich weiß mittlerweile nicht mehr, wie ich damit umgehen kann. Ich kann ihm nicht das Handy wegnehmen. Sein PC steht schon nicht hier bei uns zu Hause, sondern in seinem Elternhaus, aber wie gesagt, nutzt das alles nichts, da er ja die Filme im Kopf hat. Wir hatten nach dem Gespräch (ich weis, es klingt merkwürdig) Sex und ich habe ihn genau beobachtet, wir haben reflektiert, und er meinte, es käme wieder "auf", dass er Sequenzen "sieht", aber dieses Mal habe er die Augen geschlossen und sich die Bilder "weggeschoben", danach war es okay. Es war ein toller Sex, und auch er war hellaufbegeistert, wie "frei" es sich anfühlt. -> eine Therapie lehnt er wehement ab.....

Nun zu mir: Ich leide extrem darunter, da ich ihn leiden sehe. Nach 3, 4 Tagen "Pause" reichen schon die Sport1 - Clips aus, um ihn "anzustacheln". Für mich ist es sauschwer, wenn ich aus dem Haus gehe, er aus der Nachtschicht kommt und mir der Gedanke "Oh Man, nun wird er es gleich machen" nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich finde momentan einfach keinen Weg, damit umzugehen. Er guckt zwar keine Pornos mehr (lt. ihm) aber wie oben geschrieben, er guckt sich Bilder von G.W. an und zur Not hat er ja auch die Filme im Kopf. Ich denke beim Sex mit Sicherheit nun "Mhm, sieht er nun mich oder die Filme?".... ich befürchte, dass ich irgendwann an einen Punkt komme, an dem ich ihm, aufgrund das wir eine Beziehung haben, nicht mehr helfen kann mit Verständnis. Er sagte vorhin, 1 Monat ohne Filme, Fotos oder Masturbieren schafft er nicht. Er sucht nach "Ausreden" oder sagt sachen wie :"Was mache ich wenn ich es nicht schaffe?" also, er versucht sich ein Hintertürchen offen zu halten. Ruht sich praktisch auf "Rückschlägen" aus. Vor ein paar Monaten habe ich ihm ein Buch bestellt über die Wege aus der Pornosucht, darin hat er sich in vielem auch wieder erkannt, aber er hats nur bis zur Hälfte gelesen.

Das Verhältnis zu seinen Eltern soll bzw. war auch sehr Herzlich. Seine Mutter hat alles für ihn gemacht, sein Vater hat den technischen Teil übernommen. Beide wussten nichts davon, dass er so früh schon Kontakt zu dieser Welt hatte. Über Probleme hat er nie gesprochen, erst durch mich begann er damit. Beide Eltern sind innerhalb eines Jahres verstorben.

so, ich hoffe, ich finde hier Hilfe....

LG

Bumblebee29


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#2

RE: Pornosucht meines Freundes

in Kann man nach Pornographie oder Selbstbefriedigung süchtig sein?? 06.12.2014 19:22
von Ninive • 213 Beiträge

Liebe Bumblebee,

herzlich willkommen im Forum!

Ich kann total gut verstehen, wie du dich fühlst, wenn er beim Sex an andere denkt. Das ist fast wie fremdgehen - jedenfalls ist es fremdgehen im Kopf. Auch die Pornoleidenschaften sind ja für das Gehirn so, als würde man(n) mit dieser Frau wirklich schlafen.

Wie lange versucht er denn schon aufzuhören? Vielleicht stimmt es, dass er sich auf den Rückschlägen ausruht. Vielleicht aber auch nicht, du kennst ihn ja besser... Es ist tatsächlich so, dass ein PMO (Porno Maturbation Orgasmus)- Süchtiger aus jedem neuen Anlauf am meisten lernt. Gesetz den Fall, er meint es ernst mit dem Aufhören! Genau die Rückfälle helfen ihm nämlich, seine Mechanismen genauer zu durchschauen und beim nächsten Anlauf wieder einen anderen Trigger (Auslöser) zu eliminieren. Den Auslöser nämlich, der ihn beim letzten Mal zu Fall gebracht hat.

Ich weiß natürlich nicht, wie das bei deinem Liebsten ist. Toll. dass er dir beim Sex gesagt hat, wann es wieder anfängt und dann die Bilder beiseite geschoben hat. Das ist auch ein Trick am Umgang mit der Sucht: Willentlich andere Bilder im Hirn "installieren", indem man jedes Mal, wenn eines hochkommt, dieses wegschiebt und mit was anderem ersetzt.

Wie lange seid ihr denn zusammen?
Alles Liebe!



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#3

RE: Pornosucht meines Freundes

in Kann man nach Pornographie oder Selbstbefriedigung süchtig sein?? 19.12.2014 13:31
von youngoldie • 29 Beiträge

Servus Bumblebee,

hier ein Paar Tipps als "ehemaliger" für Dich und Deinen Freund zum Entwöhnen von PMO (Pornogucken-Masturbieren-Orgasmus).
1. Du kannst nicht die Verantwortung für Ihn übernehmen - er muss es selbst wollen.
2. Er sollte es auch nicht Dir zuliebe tun.
3. PMO ist eine Sucht, und deshalb braucht man auch zum Aufhören eine Strategie.
4. Er sollte sich langsam an die Idee gewöhnen, dass er aufhören will.
5. Er sollte sich Notizen machen, wie seine Strategie aussieht.
6. Manchmal ist auch das ein Weg: Ein Bekannter aus einem anderen Forum hat einfach mit den Porno-Gucken aufgehört, und anfangs jeden, dann ca. jeden 2. Tag masturbiert. ohne viel Phantasien. Er hat das mehrere hundert Tage so gemacht. Natürlich wäre es dann ein weiterer Schritt, das Masturbieren auch sein zu lassen.
7. Auch das kann er im Vorfeld probieren: Wenn er es schon tun "muss", dann sollte er es kurz machen, also kein stundenlanges Bildersuchen, Herumreiben- und reizen.
8. Er sollte den Beginn seiner Entwöhnung auf einen besonderen Zeitpunkt legen, an dem alles etwas anders ist, und wo er anderweitig beschäftigt ist: Ein anregender Urlaub, eine neue Beschäftigung, ein anregender Sport. (bei mir war es ein Krankenhausaufenthalt...).

9. Noch eine (vielleicht etwa seltsame) Idee: Der Auslöser oder "Trigger" zu PMO ist oft ein unerwartetes Auftauchen von nackter Haut oder Teilnacktheit. Wenn man nun versucht, dass zu meiden, genügen oft die geringsten Andeutungen, um einen Schub in Richtung PMO zu bekommen. Wenn man allerdings einen bestimmten Grad von Nacktheit in Bildern gewohnt ist, dann ist das überhaupt nicht erregend. Ich denke, es kann helfen, sich mit dem Grad von Nackheit zu umgeben, der man immer wieder ausgesetzt ist, z.B. eine Auswahl geschmackvoller Gemälde oder Poster. Da könnte eine Partnerin helfen und schauen, welche Bilder beiden gefallen. Ich habe mir eine feenhafte junge Dame auf dem Browser meines Computers installiert, die außer einen Schal nichts trug und so da saß, dass man nichts explizites sah. Ich habe das auch meinen Frau gezeigt, die darüber immer wieder amüsiert ist, wenn sie sie sieht. Mir hat das auch ein diebisches Vergnügen gemacht, denn sowas habe ich früher immer vermieden, während ich dann die "schlimmen" Sachen heimlich anschaute. Also die Dame hat mich nie in Versuchung gebracht. Aber ich garantiere für nichts.

10. Er sollte sich Foren in dieser Richtung suchen, und überlegen, wem gegenüber er eine Verpflichtung eingeht. Eine Verpflciitung, einem Foren-Bekannten täglich zu einem bestimmten Zeitpunkt einen "privaten" Rapport zu schreiben, könnte hilfreich sein, um durchzuhalten.

11. Anfangs sollte er sich vielleicht nur drei Tage vornehmen und dann erweitern auf 7, 10 14 , 3 Wochen usw.

12. Er braucht entsprechende Kompensation für das hormonelle Durcheinander, dass der PMO-Entzug auslöst. Z.B. Streicheln oder Massage vom Partner, anstrengender Sport, ablenkende Bücher oder Filme. (Ich hatte einige hundert Folgen von Star Trek, die ich mir in fremden Sprachen mit Untertiteln anschaute...)

Sich auf diese Weise vorzubereiten und wenn alles passt, den Startknopf zu drücken, kann ein guter Beginn sein.

Okay, wenn Ihn das interessiert, dann werde ich mal eine Checkliste für eine Strategie zum Aufhören von PMO machen.

Alles Gute Euch beiden!


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#4

RE: Pornosucht meines Freundes

in Kann man nach Pornographie oder Selbstbefriedigung süchtig sein?? 10.01.2015 09:12
von bumblebee29 • 4 Beiträge

Guten Morgen,

ich habe mich lange nicht gemeldet, da wir viel "gearbeitet" haben. Wir waren bei einem Beratungsgespräch, montag haben wir das nächste.

Ich weiß nicht, wie viel Toleranz ich noch entgegen bringen soll. Ob es richtig ist, wenn er einen "Rückfall" hatte, mir NICHTS davon erzählt, ich es nur durch Nachfragen erfahre, mit ihm dann noch zu schlafen. Ich hab es getan, und sogar dabei uns einen Porno angemacht (das war vor 3 Tagen). Das Ende vom Lied war, dass er gestern Abend schwierigkeiten beim Höhepunkt hatte, und sich genau diesen Film bewusst vorgestellt hat :( Wie soll ich denn nun umgehen damit? Ich habe viel über Reize im Gehirn und Dopamin - Ausschüttungen gelesen, aber ehrlich, meine Kraft ist am Ende. Er sagte gestern abend nur noch "Darf man mal keinen Rückfall haben?!" Vor 3 Tagen sagte er, er gehe mein Auto reparieren, in seinem Elternhaus, und trotz, dass wir 3 Tage vorher auch Sex hatten, konnte er dem Zwang sich einen Porno anzugucken, nicht wiederstehen. :( Er lügt tlw. wieder vermehrt und mein Vertrauen ist dahin. Er würde mir, trotz Abmachung, nie erzählen, wenn er einen "Rückfall" hat. Ich glaube, mit Verständnis klappt nichts mehr.

Habt ihr Tipps? Ich habe den Eindruck, er will gar nicht wirklich aufhören.

Viele Grüße

BB


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#5

RE: Pornosucht meines Freundes

in Kann man nach Pornographie oder Selbstbefriedigung süchtig sein?? 11.01.2015 14:12
von Hansi6 • 4 Beiträge

Hallo Bumblebee,

ich weiß das es nicht ganz einfach ist und das man ganz oft auch das Gefühl hat, das der Partner es nicht richtig ernst nimmt. Oder sogar denkt das der Partner nicht wirklich aufhören will, aber es ist auch für ihn nicht ganz einfach. Das darf man halt auch nicht vergessen. Was sind denn die Auslöser für seine Rückfälle? Und du solltest nicht mit ihm zusammen die Pornos schauen, denn dann wird es für ihn noch schwerer. Ich denke ihr müsst euch im klaren werden welche Trigger ihn verleiten und wie man diese Trigger ausschalten kann.


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#6

RE: Pornosucht meines Freundes

in Kann man nach Pornographie oder Selbstbefriedigung süchtig sein?? 13.01.2015 18:27
von Ninive • 213 Beiträge

Liebe Bumblebee,
das ist super, was ihr gemeinsam macht. (und danke Hansi für deine Tipps!)

Du hast geschrieben, dass du das Gefühl hast, er wolle gar nicht wirklich aufhören... Möglich ist leider auch das. Wer von euch beiden hat denn die Beratungsgespräche initiiert? Du? Er? Es kann natürlich schon sein, dass er das nur mitmacht, weil er dich nicht verlieren will - oder sogar nur deshalb, weil er irgendwie sein Gesicht nicht verlieren will. Es kann aber auch so sein, wie Hansi gesagt hat.

Wenn du Pornos mit ihm zusammen schaust und ihr dabei Sex habt, wird die Konditionierung auf Pornos noch verstärkt, und das ist nach deinen Worten nicht das, was du willst... Hast du dich überreden lassen, das zu machen?
Habt ihr Gelegenheit zum Kuscheln? Könnt ihr die Nächte gemeinsam verbringen und einfach in Löffelchenstellung schlafen (also ohne Sex, nur einfach schlummern)?

Alles Liebe!



zuletzt bearbeitet 13.01.2015 18:28 | nach oben springen



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